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Das Vorhandene hinterfragen

Und welchen Weg gehst du?

NIEWO ist ein Künstlerkollektiv, das den Bezirk Gries während des Architektursommers zum Entdeckungsort macht. Doch ganz so einfach ist das nicht mit diesen Kunstprojekten im öffentlichen Raum.

„Straßen dienen nicht nur dem motorisierten Verkehr, sie können Platz für uns alle bieten“, erzählt Alicia Leopold, eine der Künstlerinnen des Kollektivs NIEWO. Gemeinsam mit Melanie Pils und Susanne Roth geben die drei Frauen mittels Interventionen dem Vorhandenen in unserem öffentlichen Raum andere Nutzungen.

Konkret heißt das, dass Sofas Räder bekommen und Parkplätze belagern, Leihschirme im öffentlichen Raum jedeM zur Verfügung stehen, oder man versucht mit Wegweisern den Bezirk Gries mit Neugierde und Entdeckungslust zu füllen.

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Der Bezirk Gries ist seit Jahrhunderten multikulturell geprägt und im städtischen Bewusstsein eher negativ behaftet. Mit dem Architektursommer-Projekt wollte die geballte Frauenpower von NIEWO die Diversität des Bezirks positiv hervorheben. Drarauf hinweisen, dass Gries viele interessante Punkte zu bieten hat, die auch GazerInnen noch unbekannt sind.

Die blauen Schilder mit dem weißen Stern sind an unterschiedlichsten Orten im Bezirk installiert. Namentlich darf ich diese Orte hier nicht nennen – jedeR soll sich selber auf eine Entdeckungsreise begeben. Eins aber vorweg: Bezirksfavoriten und Lieblingswege darf man gerne im Logbuch im HDA oder auf Facebook eintragen. Kritik an der Standortwahl übrigens auch. Auch Stadtpläne, in denen die Gries-Routen verzeichnet sind finden sich ab dieser Woche unter anderem im HDA, der Postgarage, der Erbse, der Cuntra und bei BAN.

 

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Während NIEWO fragt: „Und welchen Weg gehst du?“, wurden in ihren einige Steine gelegt. Die Hindernisse der Stadt galt es erstmal zu überwinden: „Den öffentlichen Raum zu bespielen ist alles andere als einfach. Kaum etwas hat in der Planung ohne Probleme geklappt“, ist Leopold enttäuscht. Die drei Frauen gingen davon aus, dass das Montieren von Hinweisschildern im öffentlichen Raum kein größeres Problem darstellen würde. Vor allem, da keine zusätzlichen Barrieren entstanden wären, sondern die vorhandene Infrastruktur genutzt wird. Heißt: die Hinweisschilder werden auf Straßenlaternen, Zäune, Mistkübel, Telefonzellen, usw. montiert. Der Weg führte zum Straßenamt, welches ablehnte, noch bevor es einem offiziellen Antrag gab. Weitere Wege zur Holding, PolitikerInnen oder Busunternehmen brachten auch nichts. Privatpersonen und Anrainer kooperierten zum Glück mit NIEWO wodurch das Projekt dennoch, wenn auch optimiert, umgesetzt werden kann.

„Als wir uns das Konzept für das Projekt überlegt haben, wäre uns nie der Gedanke gekommen, dass es in dieser Form nicht umsetzbar ist. Überall im öffentlich Raum sind nicht nur Verkehrsschilder angebracht, sondern auch Werbetafeln und Hinweisschilder. Unsere Frage ist einfach, warum das Straßenamt sich bei einem Kunstprojekt querstellt, aber Werbetafeln für Events wie Spielberg genehmigt werden“ so Leopold.

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Die Grundidee des Projektes – den Bezirk zufällig entdecken – ging durch die fehlenden Genehmigungen verloren. Auch Annenviertel und Lendwirbel können vermutlich ein Lied über die Schwierigkeiten der Nutzung des öffentlichen Raumes singen. NIEWO nun auch. Und fragen tun wir uns alle, weshalb BürgerInnen in der Nutzung des öffentlichen Raumes so eingeschränkt werden, dass er alles andere als öffentlich scheint…