Eröffnung: LUST:Wandeln & SchulART

Kunst & Kultur

Kulturraum & Open Air Museum / Sonderausstellungen

Installation von Doris Jauk-Hinz, entwickelt 2015 für kunstGarten  (- 7. November) SchulART –  Arbeiten der SchülerInnen – BRG NEU Leoben / Mag.a Bernadette Moser (- 03. 10. 2015)

Begrüßung: Stadträtin Lisa Rücker
Die Installation „Lust:Wandeln” im kunstGarten thematisiert mittels kultureller Fußabdrücke die Bodenständigkeit des Körpers durch die  Gegenüberstellung von Natur und Kultur und imaginiert die Körpernähe walzender Drehbewegungen von Tanzenden am Beispiel des  kultivierten Walzers, der ursprünglich aus der Volkskultur stammte und auch auf der Wiese getanzt wurde.

Doris Jauk-Hinz

Lust:Wandeln
Installation im kunstGarten

Der Garten ist ein sich ständig wandelnder Schauplatz von Natur und Kultur, ein kultureller Boden zwischen Naturgestaltung und künstlicher Machbarkeit. Der Boden an sich fungiert als Träger kultureller Fußabdrücke und trägt die Spuren zivilisatorischer Gestaltungsformen in sich – sowohl im Außenraum des gestalteten Gartens wie auch im Innenraum von Gebäuden.
Die Bedeutung des Bodens für den menschlichen Körper zeigt sich in unserem alltäglichen Sprachgebrauch, aber auch in seinem körperlichen Gebrauch. Redensarten verweisen metaphorisch auf Beziehungen des Menschen zum physischen wie kulturellen Boden und bezeichnen damit gesellschaftliches Fallen. Aussagen wie zB „auf dem Boden bleiben / den Boden unter den Füßen verlieren / im Boden versinken” oder „auf glattes Parkett wagen / auf glattem Parkett ausrutschen” thematisieren Abweichungen von codiertem Verhalten.

Oftmals im Widerstreit von Natur und Kultur ist der Boden jedoch auch ein Terrain des Lustwandelns, beispielsweise in der Form des Tanzens. Gesellschaftliche Konventionen sprengte zB der ursprünglich aus der Volkskultur stammende und auch auf der Wiese unter freiem Himmel getanzte Walzer. Körpernähe und ekstatische, wilde walzende Drehbewegungen waren auf dem Parkett des Gesellschaftstanzes der Hochkultur verpönt und verboten.
Ende des 18. Jahrhunderts wetterte Marianne Ehrmann* im süddeutschen Raum gegen einen „unsittlichen und für die Gesundheit so gefährlichen” Tanz: „giebt es wohl einen scheußlichren unvortheilhaftren Anblik, als den eines vom Tanz erhizten, von Sinnlichkeit glühenden weiblichen Gesichts? Die Augen ragen aus ihm hervor, sie bekommen violette Ringe, oder glänzen grell und fürchterlich, ein Schweißtropfen jagt den anderen über die verzerrten in Unordnung gebrachten Gesichtszüge hinab. Der weibliche zur Sanftmuth geschaffene Blik bekömmt etwas wildes, lüsternes, sinnliches, der Stimme fehlts am Athem, dem Ton an süsser Harmonie, den Gliedern an Kräften”. …”Was nicht oft für eitle eroberungssüchtige Grimassen, für unsittliche Bewegungen und Blikke, besonders bei dem häßlichen Schwäbischen Walzer, was für lächerliche Geberden und Drehungen, die der schönen, einfachen Natur Hohn sprechen, erblikt man nicht oft bei den Tanzenden?”

Die Installation „Lust:Wandeln” im kunstGarten imaginiert mittels kultureller Fußabdrücke die Körpernähe und Position von Tanzenden am Beispiel des Walzers. Die Übertragung des  ursprünglich auch unter freiem Himmel getanzten Volkstanzes vom „glatten Parkett” des Innenraums zurück auf die „Wiese” zeigt den Kultivierungsprozess und die Herrschaft über die Natur. Die Vorschrift der Bewegung in die Natur (zurück-)geführt dekonstruiert diesen Prozess: Ausschnitte des Tanzparkettes werden in Form dieses Hochkulturtanzes zurück auf die Wiese gelegt.

*Marianne Ehrmann (1755-1795), Schauspielerin, Schriftstellerin, Journalistin, Verlegerin der Frauenzeitschrift „Amaliens Erholungsstunden”
Schwäbischer Walzer, eine Frühform des Walzers

Die Künstlerin kam in Frohnleiten (Stmk.) zu Welt, lebt und arbeitet als Medienkünstlerin in Graz.  Studium an der Univ. für angewandte Kunst, Wien. Sie inszeniert intermediale Installationen und Projekte im öffentlichen Raum und im definierten Kunstraum. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen die Geschlechterverhältnisse in unterschiedlichen alltäglichen Lebenswelten. 1986 Co-Gründerin von „grelle musik“ mit Werner Jauk; Mitglied von Eva & Co; 2004-2007 mur.at Vorstandsmitglied, seit 1995 Kunstverein W.A.S. (Womyn’s Art Support). Artist in Residence:  2011 Stadt Judenburg (A); 2001 UMAS United Media Arts, Durham/Ontario (CAN); 1981 Savaria Museum, Szombathely (H).
Zahlreiche Ausstellungen und Projekte, u.a. zuletzt GESICHTSFELD, Projekt mit Gertrude Moser-Wagner in Graz/ Wien/ Milano, www.gesichtsfeld.mur.at ; “The day after”, Koroška galerija likovnih umetnosti, Slovenj Gradec (SI); “Der dynamisierte Augenblick”, Asifakeil, Museumsquartier, Wien…Konzeption der Ausstellung „Vagina 2.0“ für virtuelles VAGINAMUSEUM.at, Kerstin Rajnar_frau mag rosa pink.
http://jauk-hinz.mur.at/

 

kunstGarten vernetzt zeitgenössische Kunst und Wissenschaft mit dem Natur- und Kulturraum Garten und schafft mit dem ARCHIV HORTOPIA einen Begegnungsraum mit einem Pflanzenarchiv, zeitgenössischer Kunst und indoors mit einer Gartenfachbibliothek.
Die ausgestellten KünstlerInnen hinterfragen mit ihren Arbeiten ironisch-kritisch, ästhetisch und humorvoll die Beziehung unserer Gesellschaft zu Kunst und Kultur, Empathie, Solidarität, Alltagsgeschmack und Verantwortungsbewusstheit.
Flora Performing schafft ununterbrochen neue Szenarien und bietet eine sinnliche Erlebenswelt. Das wöchentliche Bildungs- und Kulturangebot kann auf der kunstGarten-Website recherchiert werden.

 

  • Gartenszenario PYTHAGORASBAUM, Hartmut Skerbisch, dahinter SCHREIN Ingeborg Strobl, DA VORHANG Alexandra Gschiel (c) Irmi Horn
  • Gartenteich mit Arbeiten von Chihiro Sato, Francesca Cataldi, Alfred Resch und Eva Ursprung (c) Irmi Horn
  • Fachbibliothek in Betrieb (c) Irmi Horn

Datum
Von 12.09. bis 07.11.
17 Uhr

Kategorie
Ausstellung

Veranstalter
kunstGarten

Ort
kunstGarten
Payer-Weyprecht-Straße 27, 8020 Graz

Info
www.kunstGarten.at
kunstGarten@mur.at
+43 316 262787

Ganzjährig, Sonderausstellungen, FR, SA 15:30–19:00 Uhr und nach Vereinbarung. Eintritt EUR 1,- / Führung 7,- / Live-Programm 10,-

Es gibt Katzen, Enten, Bienen.