• PopUpGallery Annenstraße. Kunst to come (c) Martin Grabner

Fotografie trifft Architektur

Über Leerstände, Bilder des öffentlichen Raums und einen Wettbewerb.

Warum Architektur und Fotografie nicht nur Architekturfotografie ist, wie man aus Schaufenstern Galerien macht und weshalb man Fotos zum Thema „Wohnen“ schießen sollte – Fotokunst wird im Architektursommer groß geschrieben.

Fotokunst meets Leerstand

WelcheR GrazerIn kennt ihn nicht – den traurigen Anblick der Leerstände der Annenstraße. Zahlreiche Geschäftslokale sind kurzfristig oder dauerhaft leer. Ihre Auslagen verstauben und sind nicht nur symbolischer Schaden, sondern vor allem ungenütztes Potential.

Der Grazer Fotograf Martin Grabner fragte sich, weshalb man dieses Potential nicht künstlerisch nutzen könne. Und so entstand in den langweiligen Schaufenstern Platz für Kunst. Zumindest temporär.

Jede Woche einE KünstlerIn in einer Auslage der Annenstraße – die Leerstände im Herzen des Annenviertels wurden im Rahmen des Architektursommers zu Pop-Up Galleries.

(c) Georgi Petev
(c) Georgi Petev

Gemeinsam mit den EigentümerInnen wurden die leerstehenden Auslagen jungen FotokünstlerInnen zur Verfügung gestellt. An vier Abenden lud die unkonventionelle Architektur- und Stadtfotografie abseits des Mainstream zum Staunen, Stehenbleiben und miteinander Reden ein.

“Die Ausstellungen der PopUpGallery sind super gelaufen: die Eröffnungen waren gut besucht und ich habe von vielen Seiten positive Rückmeldungen bekommen. Es wird daher nächstes Jahr wieder eine PopUpGallery geben”, bestätigt Grabner die Fortsetzung der Ausstellungen.

Die unmittelbare Präsenz war natürlich nur temporär, aber der engagierte Initiator ist sich sicher, dass die PopUpGallery ein wenig das Bewusstsein dafür stärken konnte, mit Leerstand etwas Positives anzufangen.

Fotografie und öffentlicher Raum

StudentInnen des Kollegs für Fotografie und MultimediaArt setzten sich im Rahmen des Architektursommers mit dem fotografischen Bild des öffentlichen Raums auseinander. Mithilfe fotografischer Entwurfsparameter thematisierten sie Zusammenhänge zwischen Nutzung, Umfeld, architektonischer Gestaltung und medialer Darstellungsmöglichkeit.

Ortweinschule-Fotografie (c) Kevin Kolland
Ortweinschule-Fotografie (c) Kevin Kolland

JedeR StudentIn wählte jeweils ein Objekt im öffentlichen Raum – ob Bauten, Einrichtungen, Kunstwerke, Radwege oder Spielplätze – und setzte sich fotografisch damit auseinander. Die Ergebnisse werden von 13.08 bis 11.09. in einer Ausstellung in der Fotogalerie im Grazer Rathaus präsentiert.

Between the Eyes – Between the Lines

Während sich die kreativen Studis im öffentlichen Raum tummelten beschäftigten sich die restlichen Architektur- und Fotografieinteressierten bei dem dreistündigen Workshop mit Erika Petric vom f.act-forum mit der Fotografie als Medium der Architekturerfahrung.

o.T. (c) Erica Petric
o.T. (c) Erica Petric

Auf experimentelle und spielerische Weise fragte man sich gemeinsam mit der Künstlerin, wie sich Fotografie als eine Notiz der individuellen Architekturerfahrung anwenden lässt. Mittels eigenem Fotografieren und Schreiben wurde das Medium jenseits einer professionellen Abbildung untersucht. Konkret hieß das: Erzeugen von Text-Bildern durch freies Schreiben und damit das Schaffen neuer Zugänge zum Fotografieren von Architektur.

Spannungsfeld Mensch-Architektur

Der international tätige Architekturfotograf Markus Kaiser widmet sich iim Architektursommer dem Menschen im Kontext der Architektur. In der Architekturfotografie gibt es seit jeher die Frage ob der Mensch dabei in Erscheinung treten darf oder die Abbildung der Architektur dadurch gestört wird. Es entsteht eine paradoxe Situation, da Architektur ja letztendlich dafür geschaffen wird in irgendeiner Weise vom Menschen genutzt zu werden.

Coop Himmelb(l)au, BMW Welt, München (c) Markus Kaiser, Graz
Coop Himmelb(l)au, BMW Welt, München (c) Markus Kaiser, Graz

Die Einzelausstellung „…to face architecture“ präsentiert anhand von Fotos des Künstlers das Spannungsfeld Mensch und Architektur und kann von 26. 09 bis 09.10 in der Herman Herzele Gallery besichtigt werden.

Was ist „Wohnen“?

Wer lieber sein eigenes Foto in einer Ausstellung sehen möchte, der darf sich über den Fotowettbewerb des Instituts für Wohnraumforschung freuen. Was versteht ihr unter dem Begriff „Wohnen“? Ob Abstraktes, Alltägliches oder Kreatives – noch bis zum 30.09. können die Fotobeiträge Online eingereicht werden.

Ende August gibt die Architekturpsychologin Christina Kelz einen Einblick in das Thema Wohnen und welchen Einfluss die gebaute Umwelt auf das Wohlbefinden und die Gesundheit des Menschen hat. Im Zuge des Vortrages werden einige Einreichungen des Fotowettbewerbes präsentiert und die ersten GewinnerInnen verlost. Im Oktober sind alle Fotobeiträge im Haus der Architektur und ab November im Amt der steirischen Landesregierung ausgestellt.