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Gemeinsam Grenzen überwinden

Tausche Plumpsklo gegen Toilette

Im Rahmen des Architektursommers veranstalteten die Ingenieure ohne Grenzen eine Diskussionsrunde die sich mit einer Hauptfrage beschäftigte: Wie man eigentlich definieren kann ob man erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit leistet? Oder ist Vernetzung im Bereich nicht doch wichtiger? Ein Gespräch mit Yvonne Bormes.

Yvonne, als Sprecherin der Regionalgruppe Graz von Ingenieure ohne Grenzen Österreich solltest du das ja wissen – was macht Ingenieure ohne Grenzen eigentlich so? Wer seid ihr?

Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der weltweit Projekte im Bereich der technischen Entwicklungszusammenarbeit durchführt. Ingenieure ohne Grenzen Österreich existiert seit 2013 und ist als Start-Up-Mitglied in der internationalen Organisation Engineers Without Borders vertreten. Unser Verein hat mehrere Regionalgruppen in ganz Österreich. Unsere fünf Hauptaufgabenfelder sind Wasserversorgung, Energieversorgung, Sanitäranlagen, konstruktiver Ingenieurbau und Bildungsmaßnahmen. Derzeit sind wir aktiv im Aufbau von Entwicklungsprojekten.

 

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Was für Entwicklungsprojekte sind das genau?

Nun ja, jede Regionalgruppe hat so ihre eigenen Projekte. Manche sind auch regionalgruppenübergreifend. Wir Grazer sind zurzeit in drei Projekte involviert: das Projekt LeNi Nicaragua, das Projekt SaWaS Tansania und das Projekt education4all Nepal.

Bei Ersterem liegt der Fokus auf der Entwicklung und dem Aufbau von Unterkünften für alleinerziehende Frauen und deren Kinder in einem Elendsviertel von Leon in Nicaragua. Diese sollen feste Behausungen bekommen, die der Regenzeit standhalten.

Bei Zweitem wird gemeinsam mit den Vereinen Mojo Fullscale Studio und Life Earth ein landwirtschaftliches Weiterbildungszentrums inklusive Mittelschule in Biharamulo, Tansania, gebaut. Wir sind dabei für das Konzept der Energie- und Wasserversorgung sowie die Abwasserentsorgung des Campus verantwortlich.

Bei Drittem unterstützen die Regionalgruppen Graz, Oberösterreich und Burgenland die Partnerorganisation Children and Youth First (CYF) bei der Planung eines Schulausbaus nahe Kathmandu, Nepal, mit technischem Know-How., z.B. bei Budget- und Zeitplanung, Grundstücksauswahl, Baukonstruktion und -ausführung, Zu-/Abwasserlösungen und der Erstellung eines Energieversorgungskonzepts.

Also baut ihr dort mal schnell was hin und seid dann wieder weg?

Nein, ganz im Gegenteil! Man muss sich immer darum kümmern, dass jemand das Projekt weiterbetreut, auch wenn wir nicht mehr direkt vor Ort sind. Wir finden einfache, praktische und nachhaltige Lösungen, die gemeinsam mit den Menschen vor Ort umgesetzt und von diesen weiter betrieben werden können.

Also ist die Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung als erfolgreicher Faktor der Entwicklungszusammenarbeit zu sehen?

Ja, definitiv. Ohne die Kommunikation mit den Einheimischen funktioniert gar nichts. Wenn ich beispielsweise meinen Förderantrag abgebe, formuliere ich darin Ziele, welche ich erreichen will. Aber wenn die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort nicht funktioniert, wird ein Projekt nicht langfristig funktionieren, auch wenn es im Abschlussbericht vielleicht so aussieht…

(c) HDA
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Ihr habt vergangenen Donnerstag in etwas größerer Runde diskutiert – es waren Fabian Wallmüller (Architektur ohne Grenzen Austria), Peter Baumann (Ingenieure ohne Grenzen Österreich), Katrin Kaltenegger (SOL – Solidarität mit Lateinamerika), Sigrun Zwanzger (Welthaus Graz) und Maria Elßer-Eibel (Land Stmk A9) anwesend. Hat die Diskussion was gebracht?

Ja, absolut. Es war eine spannende Diskussion zum Thema Erfolgsfaktoren in der Entwicklungszusammenarbeit. Von den verschiedenen Sichtweisen und Erfahrungen der einzelnen Organisationen können wir viel lernen und in künftige Projekte einfließen lassen. Natürlich ist auch die Vernetzung der einzelnen Organisationen untereinander sehr wichtig. Wenn Menschen und Organisationen stärker miteinander kooperieren würden, könnten wir, da bin ich mir sicher, noch mehr erreichen.

 

Auch weitere ArchitektInnen und Ingenieure sind sozial engagiert. Im Rahmen des Architektursommers empfehlen wir noch zwei weitere Veranstaltungen zum Thema:

Soziale Architektur und social design: eine Notschlafstelle für Männer und ein Bauprojekt, das einen Altbau mit einem modernen Bürogebäude verbindet und in dem Hilfsprojekte und Verwaltung verortet sind, laden zum Besuch ein.

Zur Rolle der ArchitektInnen im Wiederaufbau nach Katastrophen: Dieser Vortrag erörtert die Komplexität dieses Arbeitskontextes anhand von drei Fallstudien, die nach dem Tsunami von 2004 in Südindien umgesetzt wurden.