• (c) Vincent Muteau

La Strada und der Architektursommer: eine Liason.

Über Vögel-Schauen, öffentlichen Raum und Schicksale

160 Vorstellungen, 29 Spielorte und 190 KünstlerInnen aus zehn Nationen machten das Straßen- und Figurentheaterfestival La Strada zu einem ganz besonderen Erlebnis. Drei ganz besondere Vorstellungen fanden ihren Platz auch im Programm des Architektursommers.

Alljährlich wird bei La Strada Raum für Begegnung zwischen Publikum und KünstlerInnen geschaffen, die Erkundung der Stadt und ihrer BewohnerInnen ist mittlerweile ein Fixpunkt im sommerlichen Grazer Kulturleben.

Gleich zu Beginn der heurigen Festivalphase stellte sich das KUNSTLABOR von uniT die Frage: „Warum bist du hier und nicht irgendwo anders auf der Welt?“

(c) UniT / Wolfgang Rappel
(c) UniT / Wolfgang Rappel

Menschen kommen an, Menschen gehen und hinter jedem Wohnortwechsel stehen Geschichten. Das ist in Liebenau nicht anders als sonst wo in der Welt. Das Kunstlabor Graz hat in ganz Europa Menschen befragt, die umgezogen, aus- oder eingewandert oder noch am Weg sind. Ihre Erfahrungen, Beweggründe und Geschichten standen für einen Reality-Check zur Verfügung und in einer Tour durch den Bezirk Liebenau stellen sich die BesucherInnen jenen Fragen, vor denen auch die ProtagonistInnen einst standen und ihre Entscheidungen beeinflussten den Verlauf der weiteren Ereignisse.

Zu einem Reality-Check der Überwachungspoltik im öffentlichen Raum luden Zweintopf im Rahmen der La Strada-Architektursommer-Liason. Zweintopf, das sind Eva und Gerhard Pichler, die sich als zwei divergierenden Geschlechtern entspringende Individuen bestrachten, welche sich zwischen Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsangst mit Kunst beschäftigen.

(c) zweintopf
(c) zweintopf

„Dem Einzelnen ist in den seltensten Fällen bewusst, dass sich über seinem Kopf ein ganzes Netzwerk an unterschiedlichen Grenzen aufspannt. Was wir gemeinsam mit den PassantInnen und dem La Strada Publikum versuchen, ist eine Art Bewusstwerdungs-Szenario in zwei Akten. Denn der öffentliche Raum ist längst das größte Filmset überhaupt: Also sollten wir endlich selbst bestimmen, was wir inszenieren. Am besten 360°“ beschreiben die Beiden ihre Installation namens CCC- closed circuit circus.

Die Überwachung des öffentlichen Raumes steht im Mittelpunkt. Früher waren es physische Mauern, die unwillkommene Menschen aussperrten, heute werden andere Zugangsbeschränkungen in Kraft gesetzt – ausgelöst durch die Kameras über den Köpfen der Menschen. Zweintopf thematisierten die zunehmende Kontrolle des öffentlich-städtischen Raums durch die unsichtbaren Augen in Kameraform.

(c) Zweintopf
(c) Zweintopf

Die kritische Installation band das Publikum in eine nicht sichtbare Kommunikation mit ein und stellte die BesucherInnen vor große Fragen, ohne richtige Antworten: wer ist hier eigentlich hinter den Kulissen tätig? Wer beobachtet, vergleicht, bewertet? Und vor allem, wofür?

Benjamin Vandewalle wusste genau, wieso er beobachtet: bei Birdwatching 4×4 suchte er nach den Grenzen zwischen Inszinierung und Alltag, ProtagonistInnen und Publikum. Wer in Benjamin Vandewalles fahrendem Kubus Platz nahm, begegnete völlig neuen Blickwinkeln und erlebte die Stadt als experimentellen Raum.

(c) Pieter Huybrechts
(c) Pieter Huybrechts

Die Performance stellt das Publikum, die Öffentlichkeit und die ProtagonistInnen im Wechselspiel von Enthüllung und Verschleierung auf eine Probe, durch die sich die Realität in bisher unbekannten Perspektiven zeigt. Eine sprichwörtlich völlig neu choreografierte Erfahrung der eigenen Stadt…