• 3D Visualisierung: Clemens Mock

Ursprungsort Graz

Homegrown oder: wie Graz eine zweite Bubble bekam.

Leere Räume gibt es viele in der Stadt. Leere Energie auch. Dass man aus beidem zusammen reiche Ernte machen kann, beweist das Projekt „Oase No 8“.

Bananen wachsen in den Tropen. In Südamerika, Afrika und im Südpazifik zum Beispiel. Überall dort, wo es das ganze Jahr über angenehm warme Temperaturen hat.
Seit letzter Woche wachsen Bananen auch in Graz, auf dem Dach einer Baulücke nahe dem Jakominiplatz. In einer riesigen durchsichtigen Kunststoffblase wiegen sich die Blätter der Stauden neben Ananas- und Papayapflanzen und verleihen der Innenstadt ein bisschen Tropen-Flair.

Hinter dem ungewöhnlichen Gewächshaus steckt aber mehr, als die schiere Lust auf vitaminreiche Snacks. Der verantwortliche Künstler und Architekt Markus Jeschaunig befasst sich schon lange mit der intelligenten Nutzung von Ressourcen. In diesem Projekt geht es dabei vor allem um ungenutzte Energiepotentiale, denn um das Klima innerhalb des blasenförmigen Gewächshauses den Bedürfnissen der Pflanzen anzupassen, werden ausschließlich natürliche Ressourcen verwendet. Die bisher ungenutzte Abwärme des Kühlhauses der Pizzeria nebenan sorgt für die richtige Temperatur, gegossen wird mit Regenwasser.

Bananenpflanze (c) Peace656
Bananenpflanze (c) Peace656

Bananen reifen zwar am besten in Ländern mit warmen Temperaturen, dennoch werden sie grün geerntet, über viele Flugmeilen in große Lagerhallen gebracht und dort einem ressourcenaufwändigen Nachreif-Prozess ausgesetzt. Dann landen sie im Supermarkt, ganz oben im Ranking der beliebtesten Obstsorten. Markus Jeschaunig will mit seiner Installation also nicht nur aufzeigen, wieviel Potential in ungenutzten Räumen und ungenutzter Energie steckt, sondern auch, wie man durch die Nutzung der vorhandenen, andere globale Ressourcen schonen kann.

Der Grazer Künstler formuliert in seinen Arbeiten immer wieder Kritik an vorherrschenden Systemen und konzentriert sich dabei oft auf die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Er war es auch, der sich für Projekte wie 2012 den „Arc de Triomphe“ am Mariahilferplatz verantwortlich zeichnete. Anhand des mit Brot gefüllten Torbogens wollte er auf die Verschwendung von Lebensmitteln in Europa aufmerksam machen. Mit der Installation „Oase No 8“ verweist er übrigens auch auf das 1972 realisierte Projekt „Oase No 7“ der Gruppe Haus-Rucker-Co. Mit ihrer an der Fassade des Friedericianums in Kassel angebrachten Kunststoffblase wollte die Gruppe Kritik an der damaligen Architekturszene äußern und zu neuen Wegen inspirieren.

Oase-No-8

Ob und wie gut die Früchte in Graz gedeihen werden, davon kann man sich übrigens nächsten Sommer überzeugen, wenn Markus Jeschaunig zur öffentlichen Verkostung einlädt.